Mikrogeophagus Ramirezi – Schmetterlingsbuntbarsch

Der Schmetterlingsbuntbarsch gehört wohl zu den bekanntesten wie auch beliebtesten Barschen. Ihre Schönheit verzaubert so manchen Aquarianer, aber leider werden sie meistens auch unter sehr ungünstigen Bedingungen gehalten, da die wenigsten im Voraus wissen, dass er ein nicht sehr einfach und problemlos zu haltender Fisch ist. Jedoch wird auf seine Bedürfnisse Rücksicht genommen, so ist er durchaus langlebig und bereitet viel Freude.

Allgemeine Informationen

Mikrogeophagus Ramirezi gehört zur Ordnung der Barschähnlichen (Perciformes), in die Unterordnung der Lippfischartigen (Labroidei) zur Familie der Buntbarsche (Cilchlidae).

Vorkommen

Mittlerer Orinoco, Venezuela, Kolumbien

In der Natur leben sie meist in kleineren Gewässern in steppenartigen Regionen an den Uferzonen. Kleine Bäche mit weiherartigen Gewässerabschnitten bieten ihnen einen ausreichenden Lebensraum. Abgestorbenes Astwerk und Pflanzen, die am Ufer ins Wasser hängen dienen ihnen als Verstecke.  Das Wasser weist kaum Härte auf und ist sehr klar.

Aquariumeinrichtung

Die Schmetterlingsbuntbarsche sind äusserst sensible Fische, die schnell krank werden und eingehen, wenn ihnen nicht optimale Bedingungen geboten werden. Das Aquarium sollte Sandböden aufweisen, wo sie ihre Kiemen mit Sand reinigen können und auch um Laichmulden auszuheben. Ein Drittel der Bodenfläche sollte frei von Einrichtungsgegenständen sein, ansonsten eher dicht bepflanzt, Morkienwurzeln und paar Steine, die keine Härte abgeben, geben ihnen das Umfeld das sie brauchen.

Vergesellschaftung

Den Schmetterlingsbuntbarsch mit zu lebendigen oder aggressiven Fischen zu vergesellschaften kommt einem Todesurteil gleich. Gute Erfahrungen habe ich mit kleinen ruhigen Salmlern wie z.B. Funkensalmlern als Beifische gemacht. Die Ramirzis verlieren so schnell ihre Scheu, da die Salmler eine mögliche Gefahr anzeigen. Hier ist jedoch ein Aquarium von mindestens 80cm  Länge angebracht, da während der Brutpflege andere Fische rigoros fortgejagt werden oder aber die Barsche zu sehr gestresst sind, wenn’s rund um die Brut zu sehr von anderen Fischen wimmelt. Dies kann dazu führen, dass sie die Brutpflege einstellen.

Das Wasser

GH: bis 5°

KH: bis 2°

PH: 5 – 6.5

Temperatur: 26 – 30°C

Ich halte meine Ramirezis in fast reinem Osmosewasser. Teilwasserwechsel mit reinem Osmosewasser, verdunstetes Wasser fülle ich mit Leitungswasser auf bei 27° Grad.

Die Fütterung

Abwechselnde Fütterung fördert die Gesundheit, die Vitalität und auch die Laichbereitschaft. Es sollten Wasserflöhe, schwarze und weisse Mückenlarven und Artemien gefroren oder lebend angeboten werden. Auch rote Mückenlarven sind eine wichtige Futterergänzung, die ich jedoch nie lebend anbiete sondern gefrorene kaufe. Als Ergänzung darf man auch Mysis, Cyclops, Spirulinatabs und Flockenfutter reichen. Etwas seltener Enchyträen und Grindal wegen ihrem hohen Fettgehalt.

Als Aufzuchtfutter eignen sich als Erstfutter Infusorien und frischgeschlüpfte Artemien, angereichert mit Superselco, das Omega-3 Fettsäuren und Vitamine beinhaltet. Später kann man zusätzlich auch kleine europäische Wasserflöhe, Moina, Enchyträen, Cyclopseeze und derkapsulierte Artemien reichen.  

 

Verhalten

Das Verhalten der Fische im Aquarium weicht natürlich vom natürlichen Verhalten ab. Ebenfalls ist es nicht immer einfach, Informationen zu ihrem Verhalten in ihrer natürlichen Umgebung zu finden und kann dann lediglich versuchen, das Verhalten im Aquarium einigermassen richtig zu interpretieren. Auch kann das Verhalten durch die Aquarieneinrichtung, dem Fischbesatz, die Wasserwerte und vom Pfleger selber beeinflusst werden.

Auf was man sicher mal Rücksicht nehmen sollte ist, dass Zwergbuntbarsche wie ihre grösseren Verwandten ein gewisses Potenzial zur Aggressivität aufweisen. Innerartliche Aggressivität wie auch die Aggressivität gegenüber Beifischen während der Brutzeit ist vorhanden. Aus diesem Grund sollten die Barsche paarweise gehalten werden. In Becken bis 180L höchstens ein Paar, in Becken ab 180L können auch zwei bis drei Paare gehalten werden, jedoch sollte man die Becken entsprechend gut strukturieren mit Sichtbarrieren.

Viele Infos erhielt ich, bevor ich mit der Zucht dieser wunderbaren Zwergbuntbarschen begann, aus dem Ratgeber "Zwergcichliden" von Hans Gonella und Dr. Anton Lamboj. Darin wurde unter anderem auch die Haltung von mehreren Tieren in einem Artenbecken beschrieben. Mein erster Versuch mit neun Tieren im 180L Becken war erfolgreich. Spätere Versuche schlugen fehl. Die Tiere verhielten sich gegenüber ihren Artgenossen sehr aggressiv und ich musste die Paare trennen. Zu einem späteren Zeitpunkt durch die Aufzucht der Jungtiere stellte ich fest, dass es die Anzahl der Tiere ausmacht. Möchte man ein reines Artenbecken mit Schmetterlingsbuntbarschen einrichten, empfielt sich in einem Becken ab 180L mindestens 10 Tiere einzusetzen. Sind es weniger Tiere, so konzentriert sich die Aggressivität auf wenige Tiere bzw. auf das Schwächste und ständige Revierstreitigkeiten sind oft zu sehen. Ein solches Artbecken sollte durch geschickte Strukturierung mehrere Kleinreviere aufweisen, wo die Paare sich für die Brutpflege zurückziehen können und genügen Schwimmraum im mittleren Bereich für die restlichen Tiere. Konflikte gibt es immer wieder, dies ist jedoch ein wichtiges Verhaltensmuster, um das komplexe Sozialsystem innerhalb der Gruppe zu bilden. Die Streitigkeiten legen sich sehr schnell und die Aggressivität beschränkt sich, dadurch dass die Tiere sich nicht auf einzelne Artgenossen konzentrieren können, auf die Verteidigung ihres kleinen Reviers während der Brutpflege und lediglich auf Eindringlinge.

 

Fortpflanzung

Elternfamilie, feste Paarbildung.

Beim Kauf von Schmetterlingsbuntbarschen sollte man darauf achten, dass man ein Pärchen kaufen kann, das sich bereits gefunden hat. Wenn man zwei einzelne Tiere kauft und sie dann zusammenführt, bildet sich schon auch ein Pärchen, aber sie harmonieren dann nicht optimal. Dies kann dann zu vermehrten Auseinandersetzungen führen, wo dann die sensiblen Tiere durch Stress erkranken und auch die Zuchterfolge bleiben so aus.

Hat das Weibchen einen Laichansatz und ist bereit, um mit dem Männchen ihrer Wahl abzulaichen, präsentiert sie sich in einer intensiven schönen Färbung. Gemeinsam suchen sie einen Platz aus, wo sie ablaichen können. Sind sich beide einig, so putzen sie gemeinsam das Blatt, den Stein oder heben eine Grube aus. In dieser Zeit ist das Paar auch deutlich von den anderen Schmetterlingsbuntbarschen in der Gruppe zu unterscheiden. Beim Füttern verlässt meist nur ein Tier ihr Revier und das Andere passt auf, dass keine Artgenossen ihnen ihr Revier streitig machen. Versucht ein anderer Schmetterlingsbuntbarsch in ihr Revier einzudringen, wird es konsequent verjagt. Kehrt der Partner zurück, so begrüssen sie sich durch anstupsen. Ansonsten ist es, vorallem wenn mehrere Tiere in einem Becken sind, schwer herauszufinden, welches Paar nun zusammengehört.

 

Die Zucht

Die Schmetterlingsbuntbarsche sind Offenbrüter, dh sie laichen entweder auf Steinen, in einer Laichmulde am Boden oder auf einer flachen waagrechten Stelle an der Rückwand ab. Das Gelege kann aus bis zu 300 Eiern bestehen.

Das Weibchen kreist um die Laichstelle und legt paar Eier ab, die das Männchen umgehend ebenfalls in einer kreisförmigen Schwimmrunde befruchtet. Das Gelege wird oft von beiden Elterntieren bewacht. Dabei übernimmt jedoch das Männchen die meiste Zeit die Position über dem Gelege ein und das Weibchen vertreibt die Fische aus der näheren Umgebung. Wenn das Pärchen nicht harmoniert, übernimmt dann das Männchen die alleinige Brutpflege. Mit den Flossen wird dem Gelege stets frisches Wasser zugefächelt. Die Larven schlüpfen nach zwei Tagen, werden ins Maul genommen und auf eine schräge, feste Unterlage an der Rückwand, an der Morkienwurzel oder in eine andere Grube transportiert. Nach ca. drei Tagen haben die Larven ihren Dottersack aufgebraucht und fangen an aufzuschwimmen. Das Schwarmverhalten ist sehr ausgeprägt und so werden sie von den äusserst aufmerksamen Eltern durchs Aquarium geführt. Entfernen sich die jungen Barsche von der Gruppe, dann werden sie am Anfang von den Eltern mit dem Maul eingesammelt und in die Gruppe zurückgespuckt.

Herr und Frau Ramirezi führen ihren paar Tage alten Jungfischschwarm aus.

Damit die Jungfische gesund aufwachsen, ist ein regelmässiger Teilwasserwechsel ein Muss. Ebenfalls sollte die Fütterung mehrmals pro Tag durchgeführt werden. Frischgeschlüpfte Artemien reichert man am Besten mit Super Selco (Omega-3-Fettsäure +Vitamine) an, das dem Salzwasser beigefügt wird und indem man die Artemien einen halben Tag drin schwimmen lässt. Mit einem Sieb kann man sie dann schöpfen und kurz abspühlen, bevor sie dann ins Becken gegeben werden. Als Erstfutter durchaus ausreichend. Sobald sie grösseres bewältigen können, sollte der Speiseplan mit kleinen Wasserflöhen wie Moina oder mit einem entsprechenden Sieb mit feiner Maschenweite abgesiebte junge europäischen Wasserflöhen erweitert werden. Eine vielseitige Ernährung garantiert auch eine gute Versorgung mit allen Nährstoffen, die sie benötigen.

Die Kleinen wachsen sehr schnell.

Die jungen Schmetterlingsbuntbarsche sind hier ca. 1 ½ Monate alt

Hier sind die jungen Barsche mittlerweile gut 3 ½ Monate alt, geschlechtsreif und beginnen ihre Partnerwahl… dieses Pärchen hat sich gefunden und beginnt eine Laichmulde zu basteln.

Angel

 

Literatur

Anika Börries (2001-2005): Das Zierfischverzeichnis http://www.zierfischverzeichnis .de

Hans Conella & Dr. Anton Lamboj (1999): Ratgeber Zwergcichliden, bede-Verlag GmbH Ruhmannsfelden. 95 Seiten